Einer der Hauptredner auf der von der FRDO-CFDD am 23. Oktober organisierten Konferenz zum Thema Bergbau ist Peter Tom Jones. Er ist Direktor des Instituts für nachhaltige Metalle und Mineralien der KU Leuven.
Worüber wird er sprechen? Wir lassen ihn für sich selbst sprechen.
“Nachhaltiger Bergbau in Europa? Nein, wir sollten uns für einen verantwortungsvollen Bergbau entscheiden. Angesichts der Menge an Metallen, die für den Übergang von einer auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft zu einer klimaneutralen Wirtschaft benötigt werden, kann Recycling allein diese Aufgabe nicht erfüllen. Man kann nicht recyceln, was noch nicht für das Recycling verfügbar ist. Dies gilt insbesondere für das in Lithium-Ionen-Batterien enthaltene Li, Ni und Co oder für seltene Erden in Permanentmagnetmotoren. Erst ab etwa 2035-2040 werden ausreichende Mengen zum Recyceln zur Verfügung stehen. In der Zwischenzeit muss man aber für „neue“ Metalle wie Li, Co, REEs erst einmal den Zufluss von Primärmetallen in den Wirtschaftskreislauf schaffen.
Aber woher sollen die Metalle kommen? Wie moralisch ist es, schicke Elektroautos und Smartphones zu kaufen, wenn man nicht will, dass der Abbau der benötigten kritischen Metalle im eigenen (metaphorischen) Hinterhof stattfindet? Wie moralisch ist es, wenn man es vorzieht, dass der Abbau in armen Ländern des globalen Südens stattfindet, wo die lokalen Umwelt- und Sozialbedingungen grauenhaft sind? Statt dem NIMBY zu erliegen, sollten wir uns für BIMBY entscheiden: Better-in-my-backyard, was bedeutet, dass wir unsere Verantwortung wahrnehmen und die Metalle in unseren eigenen (europäischen) Grenzen auf umwelt- und sozialverträgliche Weise abbauen. Hier gehen die nordischen Länder mit gutem Beispiel voran.
Man sollte sich jedoch auch darüber im Klaren sein, dass es keinen Sinn macht, wenn Europa kritische Metalle aus seinem eigenen Grundgestein gewinnt, ohne über die Raffineriekapazitäten zur Weiterverarbeitung und Veredelung der Konzentrate zu verfügen. Daher ist die Aufrechterhaltung und/oder der Aufbau von Raffinerie- (und Recycling-) Kapazitäten ein wichtiges Ziel für Europa. Dies ist nicht nur eine technologische, sondern auch eine geopolitische Herausforderung. Wie kann Europa noch mit China konkurrieren? Welche politischen Maßnahmen und Finanzinstrumente der EU sind erforderlich, um gleiche Wettbewerbsbedingungen für Europas „faire Metalle“ zu schaffen, wobei die Analogie zu fair gehandeltem Kaffee oder Schokolade verwendet wird. Obwohl das Gesetz über kritische Rohstoffe ein guter Anfang ist, muss Europa dringend über eine bloße Regulierung hinausgehen. Mehr Lenkung und Anreize sind ebenso wichtig.”
Hier können Sie einen Film von Peter Tom Jones über „verantwortungsvollen Bergbau“ sehen. Und hier finden Sie Informationen über einen neuen Film, der demnächst gezeigt wird.